Flexibilität

Scorpion (Eric, 1984)
Scorpion (Eric, 1984)

Die verschiedenen Rollen, die das Horn in einem Orchester spielen muss, setzen eine enorme Flexibilität voraus. Es ist ein Unterschied, einen Ton zu produzieren, der in einer Blechbläsergruppe aufgeht oder der sich mit dem zarten Klang eines Holzblasinstruments mischen soll oder der mit Cello oder Viola verschmelzen kann: das Horn ist ein Chamäleon. Vor der Entwicklung der Ventile hatte das Horn hauptsächlich die Rolle, Töne auszuhalten und damit die Harmonie des Orchesterklangs zu unterstützen, denn die reichen Obertöne des Naturhorns vervollkommnen den Klang eines Ensembles. Deswegen hat Robert Schumann das Horn 'die Seele des Orchesters' genannt.Um all diesen Anforderungen genügen zu können, ist die Kombination aus flexibler Luftstütze und wirksamem Ansatz nötig. Die meistgelehrte Methode des Stützens ist die der aktiven Zwerchfellstütze. Da dies meiner Meinung nach aber oft zu Verspannungen und zu einer Verkürzung der Luftsäule führt, habe ich eine andere Methode entwickelt: die des grossen Luftbogens. In meinem Unterricht arbeite ich mit einer Kombination aus Yoga und Alexandertechnik. Die grossen Muskelsysteme werden mobilisiert, flexibel zu funktionieren. Bei Philip Farkas habe ich Anatztechnik gelernt – er war DER Ansatzexperte (in seinem Buch 'The Art of Brass Playing' sind die Ansätze sämtlicher damaliger berühmter Blechbläser Amerikas photographisch dokumentiert und analysiert). Nach meiner Nervverletzung beim Zahnarzt war mein Ansatz unvollständig geworden und ich musste lernen, mit reduzierten Voraussetzungen umzugehen. Durch das Studium der eigenen Gesichtsmuskulatur in Kombination mit Farkas' Analyse habe ich auch gelernt, die muskulären Voraussetzungen anderer zu verstehen: so kann ich Hilfestellungen zur Erarbeitung eines flexiblen Ansatzes geben. Yoga und Alexandertechnik fliessen auch in meine Methode ein, Konzentration und Entspannung als Hilfe für Nervenstärke in der Aufführungspraxis zu verbessern. (Link Horn Hangout Sarah Willis)